Erwin Lang – Künstler und Designer
Ein aufregendes Familienleben kann bei einer über 200 Jahre alten Familie schon hin und wieder vorkommen, so auch bei der 3. Generation der Köcherts, der Familie Theodor Köcherts. Der hatte in den 1880er Jahren die sozial engagierte Frauenrechtlerin Marie Wissgrill geheiratet, die sich aber kurz darauf scheiden ließ und eine neue Ehe einging. So kam der kleine Erich Köchert zu einem Halbbruder, nämlich Erwin Lang.
Dieser studierte zunächst an der Wiener Kunstgewerbeschule, sein erstes Bühnenbild entwarf er 1908 für das Theater in der Josefstadt. Weitere Bühnenbilder folgten, unter anderem unter der Regie von Max Reinhardt, in Wien und Berlin. 1911 stellte er erstmals seine künstlerischen Arbeiten aus, zusammen mit Kokoschka und Schiele und arbeitete mit seiner für ihn typischen Holzschnitt-Technik auch als Buch-Illustrator. Grete Wiesenthal, seine erste Frau, stand oftmals Modell dafür.
Der Erste Weltkrieg bereitete dem ein Ende, die Kriegsgefangenschaft in Sibirien ließ seine Kreativität dennoch wieder aufblühen. Um nicht zu verhungern, baute er im Lager eine Rotationsmaschine, auf der pro Tag bis zu 10.000 Drucke hergestellt wurden, die Zigarettenschachteln, Streichhölzer und Schuhcreme bewarben. Nach einer spektakulären Flucht aus dem Lager kam er 1920 über China zurück nach Wien, wo er wieder als Maler, Bühnenbildner, Buchillustrator und Schmuck-Designer tätig wurde, letzteres natürlich exklusiv für seinen Bruder, Erich Köchert.
Die Arbeiten von des 1962 verstorbenen Künstlers sind im Wien Museum, der Albertina, dem Belvedere und dem österreichischen Theatermuseum zu besichtigen. Und natürlich bei A. E. Köchert, in dessen Werkstätten die zeitlos schönen und unverwechselbaren Entwürfe von Erwin Lang noch immer hoch im Kurs stehen. Hier kann man auch einige seiner Originalzeichnungen bewundern, die oft mit amüsanten Texten versehen sind.