A. E. KÖCHERT

Dieser Artikel ist derzeit nicht lagernd

 

je nach Verfügbarkeit und Preisentwicklung der Edelsteine

Anekdoten

Melanie Köchert und Hugo Wolf

Melanie Köchert und Hugo Wolf

Die Familie Köchert ist immer wieder als Mäzenin der Künste aufgefallen. Am meisten berührt jedoch die Geschichte von Melanie Köchert und Hugo Wolf.

Der spätromantische Komponist ist der Nachwelt vor allem durch seine mehr als 300 vertonten Gedichte ein Begriff. Neben Orchesterwerken und Kammermusik charakterisieren vor allem Lieder sein Schaffen, und in seinen Briefen an Melanie Köchert findet man des Öfteren begeisterte Ausführungen über poetische Ideen von Mörike bis Goethe. Musikhistorisch ist es Hugo Wolf gelungen, das Lied nach Schubert in die Moderne zu führen, alten Texten neue Bedeutungen zu geben, sie mit musikalischer Ironie zu schärfen. Revolutionäre wie Arnold Schönberg konnten auf diese Weichenstellungen zurückgreifen.

„Das Erfreuliche schien sein Leben grundsätzlich zu meiden“, wie Franz Grasberger, einer seiner Biografen, feststellen musste. Geldnot, Wohnungsnot, Anfeindungen und vor allem Krankheit machten ihm immer wieder zu schaffen, und als einer der wenigen Lichtblicke in diesen deprimierenden Umständen darf seine Freundschaft mit Melanie Köchert gesehen werden. Die wohlhabende Gattin des Juweliers Heinrich Köchert hatte bei Wolf Klavierunterricht genommen und aus beider Liebe zur Musik entwickelte sich eine jahrzehntelange Seelenverwandtschaft. Sie schrieben sich über 250 Briefe, über Gefühle, Schaffenskrisen, Gedichte und Empfindungen. Diese Briefe befinden sich in der Handschriftensammlung der Wien Bibliothek im Rathaus, sie wurden bereits liebevoll editiert.

Auch Wolfs materielle Not versuchte Melanie zu lindern, so wurde Hugo Wolf immer wieder im Landhaus der Köcherts am Traunsee aufgenommen. Beide unternahmen auch eine gemeinsame Italien-Reise. Spätestens hier sollte man auch der Großzügigkeit Heinrich Köcherts Referenz erweisen, denn er schien seine Gattin nie mit Eifersucht behelligt zu haben. Man kann das wahres Mäzenatentum nennen.

Auch in seinen letzten Jahren, als Wolf, durch eine unbehandelte Syphilis an „Stumpfsinn“ erkrankt in der Niederösterreichischen Landes-Irrenanstalt verwahrt wurde, besuchte Melanie Köchert ihn mehrmals in der Woche. Sie erbte seine Autographen und seinen Nachlass, doch man nimmt an, dass sie nicht alles unzensiert der Nachwelt überantwortete. Vieles ist oszillierend in dieser Beziehung, aber die meisten Historiker gehen eher von einer innigen Freundschaft, von einer Muse-Künstler-Verbindung als von einer Liebesbeziehung aus. Allerdings kam Melanie Köchert nicht über Wolfs Tod hinweg. Sie verfiel in nach und nach Depressionen und wählte den Freitod.

Sollten Sie sich für den Briefwechsel interessieren, hier der Link zur Wien Bibliothek